31.12.13

Hier nimmt das Jugendamt einer Familie die Tochter weg - Die Behörde will das Kind schützen, die Familie weiss nicht, wovor

Eine Dokumentation des Alltags in NRW 

Hier nimmt das Jugendamt einer Familie die Tochter weg

Die Behörde will das Kind schützen, die Familie weiss nicht, wovor

  • Von FRANK KLAUSS
Kamp-Lintfort – Wir sehen eine hilflose, verzweifelte Mutter. Sie weint bittere Tränen, denn gerade holt das Jugendamt ihre Tochter Evelyn (7) ab. 

Nur ein Fall von Tausenden in NRW – aber er zeigt, wie schwierig das Zusammenspiel von Familie, Jugendamt und Gericht ist. BILD war dabei, als wieder mal eine Familie auseinandergerissen wurde: Ein Haus in Kamp-Lintfort. Hier wohnen Mutter Melanie (27) und Mann Gerald W. (49) mit den Kindern Evelyn (7), Julien (1) und Kilian (8 Monate). Netto-Einkommen der Familie: 4300 Euro pro Monat.
Und warum soll die kleine Evelyn weg? Das Mädchen leidet unter ADH-S („Zappelphilipp“-Syndrom), ist seit 2006 in Behandlung. Ihre Mutter, selbst in Therapie (wurde von ihrem Stiefvater missbraucht), ist laut Jugendamt mit der Erziehung überfordert, belastet das Kind mit ihrem eigenen Trauma.


Mutter Melanie: „Ich hatte zwei Problem-Schwangerschaften, habe mir den Arm geritzt. Ich war verzweifelt. Statt mir eine Tagesmutter zu gewähren, steckten sie Evelyn in eine Pflegefamilie. Das verkraftete meine Tochter nicht.“


Für den Verbleib von Evelyn spricht: Ordentliche Verhältnisse, gutes Einkommen, Therapeutin und Psychiaterin sagen, die Mutter sei voll erziehungsfähig. Evelyn sei gut auf alle Medikamente eingestellt, könne sogar auf eine Spezial-Schule gehen.


Doch das Gericht erkennt die Gutachten nicht an („Gefälligkeitsaussagen“), glaubt dem Jugendamt. Die Richterin: „Um das Hin und Her zu beenden, soll sie einen festen Heimplatz bekommen.“ Eine endgültige Entscheidung steht noch aus. 


Evelyn hat eine Odyssee hinter sich, war bislang in einer Pflegefamilie, bei der Oma, in einer Psychiatrischen Anstalt, sollte ins Heim, wurde dann aber doch bei den Eltern „geparkt“.


Anwalt Eckhard Wagner (75): „Das Vorhaben des Gerichts ist nicht nachvollziehbar.“ In NRW wurden letztes Jahr 9932 Kinder aus Familien genommen.


Mehr aktuelle News aus dem Ruhrgebiet lesen Sie hier auf ruhrgebiet.bild.de.

Piktogramm eines roten und eines schwarzen Männchens Community

Jetzt Mitglied in der BILD.de-Community werden um diesen Artikel diskutieren zu können.
  1. krtoledo24 krtoledo24
    D wo das Jugendamt und die Gerichte wirklich eingreifen müssten, da wird nichts gemacht. Aber so ist nun einmal, letzendlich hat man gegen das Jugendamt(Mitarbeiter) keine Chance wenn der sich vorgenommen hat die Familie ... mehr
  2. Hallo zusammen,
    nach jahrelangen Kampf haben wir nun ein positives Ergebniss für unsere Tochter.
    Wir sind umgezogen und es dauerte ein Jahr bis das JA Kamp-Lintfort die Unterlagen ... mehr
  3. Korandor Korandor
    Kleiner Tip für alle die vor demselben Problem mit dem JA stehen !Es wird meistens ein Erziehungsfähigkeitsgutachten vor dem Gericht verlangt , lehnt es ab , es ist nicht zulässig. Das Fericht darf es auch nicht negativ bewerten.( ... mehr

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen